Von der Grundlagenforschung zur Anwendung: Sozialpsychologie im Gerichtssaal Flashcards

1
Q

Warum hat die Erforschung von Augenzeugenberichten Relevanz?

A

Goldstein et al., 1989: 77.000 Verdächtige in Haft nur
auf der Basis von Zeugenaussagen (USA)

innocentproject: Mehr als 300 Entlastungen
durch DNA (viele davon mit großer Bedeutung von
Zeugenaussagen bei Urteil)

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2
Q

Nenne drei Forschungsergebnisse zu Zeugenaussagen.

A

Augenzeugen sind nicht sehr zuverlässig
Eine unglaubwürdige Zeugenaussage hat größeren Einfluss als keine Zeugenaussage
Wahrgenommene Sicherheit bei der Aussage ist oft fehlleitend

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3
Q

Nenne die drei Stadien, die zwischen dem tatsächlichen Ereignis und der Zeugenaussage stehen.

A

Stadium 1: Aufnahme: Information die wahrgenommen wird.
Stadium 2: Speicherung, Information die im Gedächtnis gespeichert wird
Stadium 3: Ablauf: Information, die zu einem späteren Zeitpunkt abgerufen wird.

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4
Q

Welche Fehlerquellen ereignen sich bei Stadium 1: Aufnahme: Information, die wahrgenommen wird?

A

Schlechte Sicht
Alkohol
Waffenfokus
Cross-Race-Bias

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5
Q

Was konnte in der Studie Einfluss von Alkohol auf die Wiedererkennung (Yuille & Tollestrup, 1990) gezeigt werden.

A

Während die Wiedererkennung bei der Kontrollgruppe, die keinen Alkohol getrunken hatte über die Zeiträume konstant blieb sank die die Wiedererkennungsrate bei der Gruppe die Alkohol getrunken hatte stetig ab.

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6
Q

Was konnte in einer Laborstudie zum Waffenfokus (Loftus et al., 1987) gezeigt werden?

A

Prozedur:
| Pb betrachten Abfolge von Bildern aus einem Restaurant
Unabhängige Variablen:
| Kunde übergibt Bedienung einen Check an der Kasse
| Kunde hält in den entsprechenden Bildern eine Waffe
Messung:
| Erfassung der Fixationen mit Eye Tracking

Ergebnisse:
Die Fixiationszeit war in der Waffenbedingung größer als in der Checkbedingung: Es gab einen Waffenfokus

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7
Q

Was ergab eine Feldstudie zum Thema Cross-Race Identification Bias (Platz & Hosch, 1988).

A

Prozedur
| Person kauft etwas in einem Shop
| Verkäufer (N = 86) sollen Person 2h später wieder
erkennen

Weiße erkennen:
weiße am besten
dann schwarze
dann mexikanische wieder

Schwarze erkennen:
Schwarze am besten
dann weiße
dann mexikanische wieder

Mexikaner erkennen:
Mexikaner am besten
dann weiße
dann schwarze wieder

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8
Q

Was ergab eine Meta-Analyse zum Cross-Race Identification Bias (Meissner & Grigham, 2001)?

A

Basis:
| 39 Studien mit Identifikationsaufgabe
| Mehr als 5.000 Augenzeugen
Ergebnis:
| Augenzeugen sind systematisch ungenauer bei der
Erkennung von Zielpersonen anderer ethnischer Herkunft

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9
Q

Welche Fehlerquellen findet man typischerweise bei Stadium 2: Speicherung: Informationen, die im Gedächtnis gespeichert werden?

A
Verarbeitendes Gedächtnis:
Informationen nach dem Ereignis
Beiläufig erwähnte Informationen werden integriert
Fehlerhafte Diskrimination der Quelle
Hohe Suggestibilität bei Kindern
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10
Q

Was zeigte eine Feldstudie zur Beeinflussung von Kindern (Leichtman et al., 1995)?

A

Prozedur:
| Mann besucht Kindergarten
| Am nächsten Tag ist ein Buch zerrissen und ein Teddy beschädigt
Unabhängige Variablen:
| Kontrolle
| Stereotype Erwartungen (komischer Mann wird kommen)
| Suggestion nach Besuch (Trug der Mann eine kurze oder lange
Hose als er die Sachen kaputt gemacht hat)
| Erwartung + Suggestion
Messung:
| Interview

Ergebnis:

Kontrolle:
Kein Kind macht falsche Aussage in freier Erzählung über Sam

Stereotype Erwartungen (komischer Mann wird kommen):
Kein Kind macht falsche Aussage in freier Erzählung über Sam

Suggestion:
20% der jüngeren (3-4 J.) und 14% der älteren Kinder (5-6 J.) beschuldigen Sam in freier Erzählung

Erwartung + Suggestion:
46% der jüngeren und 30% der älteren Kindern beschuldigen Sam
Bei Nachfrage sagen 72% (!) der jüngeren Kinder Sam habe es getan

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11
Q
Was zeigte eine Studie über Einfluss von Fragen
bei Erwachsenen (Loftus & Palmer, 1974)?
A

In der Gruppe, der eine Frage zu einem gezeigten Unfall (Film) mit dem Wort “Smashed” gestellt wurde berichteten 1 Woche Später 32% von zersplittertem Glas dabei hat der Film kein zersplittertes Glas gezeigt.

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12
Q

Welche Fehlerquelle betrifft üblicherweise Stadium 3: Ablauf: Informationen, die zu einem späteren Zeitpunkt abgerufen werden?

A

Gedächtnis als soziale Konstruktion.
Der Einfluss von Fragen:
“Haben sie das grüne Auto gesehen?”
Siehe Loftus&Palmer

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13
Q

Was zeigte eine Studie zum Einfluss von anderen Zeugen auf die Sicherheit der eigenen Aussage (Lüüs & Wells, 1994)?

A

Die Sicherheit den Täter identifiziert zu haben variierte aufgrund der Informationen was ein anderer Zeuge sagte.

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14
Q

Was sollte bei einem Linie-Up beachtet werden?

A

Zeugen sollten nicht miteinander kommunizieren

Anweisungen sollten nicht die Aussage beeinflussen

Durchführender Beamter sollte die Zielperson nicht kennen

Die Zielperson sollte an verschiedenen Positionen für
verschiedene Zeugen gezeigt werden

Keine Debriefing vor Ende der Prozedur

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15
Q

Nenne Maßnahmen zur Verbesserung der Wiedererkennung durch Zeugen.

A

Präsentation ähnlicher Personen bei Gegenüberstellung
(keine unterschiedlicher ethnischer Zugehörigkeit)

Alle Personen müssen zur Beschreibung durch den
Zeugen passen (ansonsten wird nach einzelnen
Merkmalen entschieden, Wells et al., 1998)

Durchführende Person darf den Verdächtigen nicht kennen (ansonsten non-verbale Signale möglich)

Keine Zeichnung eines Phantombilds mit Programmen (da Verzerrung einsetzt, Well et al. 2005)

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16
Q

Studie: Gedächtnisinhalte können sich nachträglich verändern (Loftus, & Pickrell, 1995) Wie ging man vor?

A

Prozedur:
| 24 Pbn (älter als 18 Jahre)
| Befragung von älteren Verwandten
| Zusammenstellung eines Booklets (3 wahre + 1 falsche Geschichte: lost in the mall)

Ergebnis:
| 29% erinnerten sich an Ereignis, das nicht vorgefallen ist
| Follow Up: immer noch 25%

Follow up: Cues für die Geschichten gegeben, dann sollen die Vpn Details angeben, sie konnten auch sagen, ich erinnere mich nicht

17
Q

Was zeigte eine Studie zum Thema Falsche Geständnisse

(Kassin & Kiechel, 1996)?

A

Proband bringt angeblich Computer zu Absturz. Alle Probanden waren in Wahrheit unschuldig. Abhängig davon wie schnell die vorige Aufgabe gelöst werden sollte und ob ein Confederate sagte er habe gesehen, dass die Probanden die Taste gedrückt haben oder nicht veränderte sich die Wahrscheinlichkeit mit der Probanden ein Geständnis unterschrieben.
In der FastPace/Witness Condition und der SlowPace/Witness Condition stiegen Compliance, Internalization und Confabulation an.

18
Q

Was sind Methoden zur Erzeugung falscher Geständnisse?

A
Methoden zur Erzeugung falscher Geständnisse
| Herabspielen der Tat
| Unterstützendes Verhalten
| Konfrontation mit falscher Information
| Komplizite hat die Tat gestanden
| Identifikation von Augenzeugen
| Falscher Lügendetektortest
Ungünstige Umstände
| Falsche Zeugenaussagen
| Falsche Beweise
19
Q

Wie läuft das kognitive Interview ab?

A
Kognitives Interview
| Begrüßung
| Freies Erinnern
| Befragung mit individuell
angepassten Fragen
| Variation des
Abrufprozesses
| Reihenfolge ändern
| Einbeziehung mehrerer
Sinne
| Betrachten des
Tathergangs aus
mehreren Perspektiven
| Zusammenfassung
20
Q

Was zeigt der Vergleich von Strukturiertem Interview und Kognitiven Interview Studie – Köhnken et al. (1995)?

A

Kognitives Interview:
| Erhöhung des Recalls (d = .93)
| Erhöhung der Konfabulationen (d = .84)
| Genauigkeitsrate nicht besser
Fazit
| KI eventl. in der frühe Phase einer Verbrechensaufklärung
einsetzbar, wenn man soviel Info wie möglich benötigt
| Strukturiertes Interview besser in späteren Phasen

21
Q

Was lässt sich zum Thema Lügendetektortests sagen?

A

Sie können mit Lügendetektortests leicht 90% der Lügner identifizieren (Iacono & Lyken, 1997)

Problem:
Falsch-negative: 15 %
| Test sagt: Wahrheit / nicht schuldig
(stimmt aber nicht)
| „Schuldiger wird nicht verurteilt“
Falsch-positive: 15%
| Test sagt: Lüge / schuldig (stimmt
aber nicht)
| „Unschuldiger wird verurteilt“
22
Q

Was zeigte eine Studie mittels Concealed-Information Test (Meixner & Rosenfeld, 2014)?

A

Es ist möglich über EEG und CIT herauszufinden, dass ein Proband einen bestimmten Stimulus gesehen hat. EEG-Ableitung P300-Areal

23
Q

Nenne Einflüsse im Gerichtssaal.

A

Einflüsse auf die Richter
| Ankereffekte, …
Einflüsse auf die Urteile der Jury
| Medien
| Ähnlichkeit bei ethnischer Zugehörigkeit
| Frauen plädieren eher für eine Verurteilung bei sexueller
Belästigung
| Personen mit starken Werten auf der Autoritarismus-Skala
plädieren eher für schuldig
| Beeinflussung durch nicht zugelassene Beweisstücke
| Unausgesprochene Überzeugung des Richters

24
Q

Was kann man zu Strafen sagen?

A

Strafe als Abschreckung
| Grundannahmen:
| Strafe muss bekannt sein
| Kontrolle über das Verhalten
| Entscheidung für Straftat ein Ergebnis von Reflektion
Kein Hinweis darauf, dass Todesstrafe Morde verhindert
Häufigkeit der Kontrollen oft wichtiger als Höhe der Strafe
(z.B. Trunkenheit am Steuer)